
Auf unserer Ausflugsliste für Albanien stand das Blue Eye ganz oben. Erst als die Lockerungen in Südalbanien begannen konnten wir von Saranda aus einen Tagesausflug dort hin unternehmen.

Es war Anfang Mai und noch Nebensaison, bzw. befand sich der Großteil von Europa noch im Lockdown. Wir trafen mehr Herden von Schafen, Ziegen und Kühen als Menschen im Naturschutzgebiet rund ums Blue Eye.

Der schlafende Hirte
Direkt am Straßenrand befindet sich eine sehr große Wiese, die in der Hauptsaison als Parkplatz umfunktioniert wird. Der Weg direkt zum Blue Eye sah sehr abenteuerlich aus, deshalb beschlossen wir unser Wohnmobil zu schonen und parkten es auf der Weide bzw. Parkwiese. Nun bereiteten wir uns auf eine Wanderung vor. Es war leicht bewölkt, Gott sei Dank, denn auch so war es wirklich heiß genug! Wir sahen bei der kleinen Kapelle einen schlafenden Mann liegen. Später fanden wir heraus, dass es der Hirte war, dessen Herde gemütlich zwischen Ruinen und Pappelbäumen graste. Vereinzelt trafen wir Einheimische, die wie wir einen Ausflug machten, an einem kleinen Lagerfeuer grillten oder nach ihren Bienenstöcken schauten.

Allesinallem herrschte hier eine sehr friedliche Stimmung. Ich denke in der Hauptsaison schaut das anders aus. Umsomehr genossen wir diesen Moment. Je näher wir uns dem Bergsee und der Karstquelle näherten, desto intensiver wurde die Geräuschkulisse. Wir haben dieses Naturkonzert auf Video während der Wanderung eingefangen. Auch die zahlreichen Tiere und die wunderschöne Natur kannst du dir gerne in unserem Video anschauen. Du findest es ganz unten verlinkt.

Das "Blue Eye" , in albanisch Syri i Kaltër,
wird auf Deutsch einfach blaues Auge übersetzt. Tatsächlich hat man beim direkten Blick in die Karstquelle das Gefühl in ein riesiges blaues Auge zu schauen! Durch das einfallende Sonnenlicht erhält das Wasser auf dem Hintergrund des Kalkgesteins eine tiefblaue bis türkise Färbung. Die Wassertemperatur beträgt im Jahresdurchschnitt 12,75 Grad Celsius.
Touristenmagnet
Wie viele andere prächtige Orte ist auch das Blue Eye ein Anziehungspunkt für Tagestouristen, die zB. mit einer Fähre von der griechischen Insel Korfu aufs albanische Festland kommen. Wir erhielten das Geschenk, mit einer Handvoll Einheimischen, die einzigen Menschen hier zu sein. So hatten wir das Vergnügen zahlreiche scheue Tiere beobachten zu können.
Auf der Tafel ist der Querschnitt des Quelltopfes abgebildet. Syri i Kaltër ist die wasserreichste Quelle des Landes. Die genaue Tiefe des Karstloches ist noch nicht ausreichend erforscht, jedoch sind es mehr als 50m.

Mit dem Wohnmobil, Mietwagen oder Tourbus ist das Blue Eye gut zu erreichen. Wir verlinken dir hier unsere anderen Ausflüge, die wir von Saranda aus unternommen haben: Ksamil Beach & Butrint, Gjirokastra & der Tattoo Bunker, allerdings ist der Bunker am Shkodrasee) Wenn du mehr über unseren Familienalltag in Saranda wissen möchtest, kannst du hier klicken.

Die Wanderung zum Blue Eye kann auch mit einem Kinderwagen oder Rollstuhl gut klappen. Zwar haben wir ein paar Schlaglöcher umfahren müssen, aber im Großen und Ganzen ist die Strecke barrierefrei.

Anfang der 90er wurde hier ein Restaurant genehmigt und gebaut. Es ist an einer breiten Stelle direkt in den Fluss hingebaut. Während unserem Besuch wurde es gerade renoviert.

Von Mythen und Sagen
Laut einer albanischen Sage stammt das Blue Eye von einem Drachen oder einer riesigen Schlange, die die Bevölkerung in der Region aufgefressen hatte. Als Rache band ein Bauer einem Esel Stroh um und zündete diesen an. Die Schlange fraß den brennenden Esel und verbrannte auch selbst. An der Stelle wo jetzt das Wasser aus der Quelle strömt soll das Auge der Schlange immer noch Tränen verströmen.

Noch in keinem anderen Land haben wir so viele Hinweise auf die Liebe entdeckt, wie hier in Albanien!

Am Strand und in Lokalen sind uns immer wieder kleine Bilder, Aufkleber, Graffitis und kreative Kunst mit dem Augenmerk auf LOVE ins Auge gestochen.

Wir ruhten uns an dieser schöne Quelle aus und erfreuten uns über die Ruhe und die friedliche Ausstrahlung. Immer wieder huschten Smaragdeidechsen auf einen warmen Stein oder Baumstumpf, um sich zu sonnen. Sobald man sich bewegte, verschwanden sie blitzschnell im Gebüsch.

Zu unserer Überraschung waren nicht nur die Eidechsen extrem groß, manche erreichten 30cm!!! Auch viele Pflanzen, die wir aus Österreich und Deutschland kannten wuchsen hier um ein vielfaches an. Aaron schnappte sich sein "SONNENHUT - BLATT" mit über 80 cm Durchmesser.

Gute Nacht
Die Wanderung zurück zur Parkwiese endete mit der Entscheidung, dass wir hier eine Nacht verbringen würden. Ein Hirte führte seine Ziegenherde zurück in Richtung Stall. Der Hirtenhund schnüffelte immer wieder nach unserer Fährte und hielt respektvollen Abstand. Irgendwann entschied er der Herde zu folgen. Zwischen den Ruinen beobachteten uns Schweine mit einem sicheren Distanz. Adalbero, Aaron und unser Reisekater Falko sahen sich nochmal in der Gegend um. Attila begutachtete unseren Turbo von unten, um sicherzustellen, dass er die nächsten Tage auch weiterhin zuverlässig fährt. Ich kochte ein schnelles Nudelgericht als Abendessen und die Zwillinge schliefen nach einem Gute - Nacht - Fläschchen tief und fest.

Wie im Märchen
Das Tageslicht wechselte in die Dämmerung und anschließend wurde es stockdunkel. Nichts und niemand war zu hören oder zu sehen. Außer: Glühwürmchen! Noch nie hatten wir so viele Glühwürmchen auf einmal gesehen. Egal wo wir hinschauten, sie waren überall! Wir fühlten uns wie im Märchen, so fantastisch!

Am Morgen wurden wir von einer freundlichen Kuhherde direkt vor unserem Wohnmobil begrüßt. Sie begannen in der wärmenden Morgensonne friedlich zu grasen.

Vielen Dank, dass du unseren Beitrag zum Blue Eye bis zu Ende gelesen hast. Vielleicht hast du Lust, dir noch unsere bewegten Bilder von diesem tollen Ausflug im Video anzuschauen. GLG die Mosers! Hier geht es zu unserem Youtube Kanal und unten geht es direkt zum Video von unserem Ausflug zum Blue Eye.