
Anfang Jänner: Schneegestöber im Waldviertel, nördliches Österreich. Das Tinyhouse war fertig geworden. Hier der Link zum Tinyhouse.
Unsere nächste Haltestelle UgH in Nemesdéd, Ungarn. Wir wurden mit einem prächtigen Sonnenaufgang ohne Schnee begrüßt! Jó nap! Guten Tag!

Das Haus inklusive Nebengebäude sollte für den Verkauf wieder schön gemacht werden. Wir entschieden uns ein paar Arbeiten zu übernehmen. Im Gegenzug konnten wir während unserem Aufenthalt in diesem geräumigen Haus wohnen.

DAS DORF
Nemesdéd ist ein kleines Dorf im ungarischen Landkreis Somogy, südlich vom Balaton. Es hat etwas über 700 Einwohner, eine Kirche, eine Post, einen Kindergarten, einen Dorfladen und... ein sehr ordentliches und gut funktionierendes Mülllsystem. Wir möchten das einfach erwähnen. Da es, wie wir es aus Österreich und Deutschland gewöhnt sind, auch in diesem Dorf Restmülltonnen vorm Haus und eine Sammelstelle im Ort für Glas, Plastik und Papier gibt.

DAS LEBEN IM DORF
Im Großen und Ganzen wirkte alles sehr ordentlich und aufgeräumt. Abseits der Hauptstrasse und auch vereinzelt im Ort entdeckten wir viele verfallene Häuser. Ja, die waren auch zum Teil bewohnt! Diese Region ist bekannt für die großen Verbände der Gipsy. In den Dörfern von Südungarn gibt es viele Viertel von Zigeunern. Beim Spazieren gehen trafen wir regelmäßig welche. Und Attila machte es sich zur Angewohnheit, wenn er im Dorfladen etwas holte, dass er dem Obdachlosen, der manchmal durch den Ort wanderte und den Gipsy Kindern etwas kaufte. Der Obdachlose liebte eine bestimmte Sorte Wurst und die Kinder freuten sich über Schokolade.
Regelmäßig trafen wir auf herumlaufende Hunde, meistens Straßenhunde. Denn die Hunde, die zu einem Haus gehörten wurden angekettet oder im Garten eingezäunt. Wir beobachteten oft, dass diese Hunde mit Tritten vertrieben wurden. Das tat uns sehr leid. Wir wollte nicht zutreten. Aber wir merkten auch, dass diese Hunde sehr anhänglich und manchmal sogar aufdringlich waren und sich über einen Happen Futter sehr freuten.

Was bedeutet UgH?
UgH ist die gebräuchliche Abkürzung für Urlaub gegen Hand. Es bedeutet, dass man sich mit einem Gastgeber abspricht, welche Arbeiten im Gegenzug zur Unterkunft erledigt werden sollen. Es gibt ganz unterschiedliche Abkommen. Je nach Land, Bedarf und Interessen sowie Talente und Fähigkeiten.
Work and Travel,
Wohnen gegen Hand oder WWOOF (Willing Workers On Organic Farm) und Housesitting sind ähnliche Begriffe. WWOOFing bezieht sich oft auf Landwirtschaftliche Betriebe. Work and Travel wird auch gelegentlich von Betriebe, Jugendherbergen, Pensionen oä. angeboten. Auf Social Media und im Internet gibt es gute Möglichkeiten sich zu vernetzen. Wir verlinken dir unten ein paar Seiten.
In dem Haus wo wir wohnten gab es im Erdgeschoss ein großes Wohnzimmer mit einer weißen Treppe ins OG, wo noch ein kleines Wohnzimmer war. Insgesamt gab es 2 Badezimmer inklusive WC, eine große offene Küche mit einer alten aber funktionstüchtigen Orgel im Esszimmer, 2 Abstellkammern und 4 Schlafräume. Garage, Keller und Nebengebäude sowie eine Birnenplantage waren auf dem Grundstück.

Das Haus hatte eine Zentralheizung mit einer Gastherme, einen Kamin im Wohnzimmer und gekocht wurde mit Gas. Wir lieben Holzfeuer, so beschlossen wir, uns eine Lieferung Brennholz (Akazienholz) bringen zu lassen. In Ungarn kommt es in manchen Regionen gelegentlich zu Stromausfällen. Ein Vorteil war, dass wir unabhängig vom Stromnetz Wärme mit dem Holzofen erzeugen und Kochen mit dem Gasherd konnten. Also alles ganz easy 😉

UNSERE AUFGABEN
Wir übernahmen die Baustelle im Bad und WC. Attila verlegte Fliesen. Das war eine kreative Herausforderung, da nur noch Reste zur Verfügung standen. Ich verspachtele Löcher, Risse und Unebenheiten im Bad, WC, Vorraum und Abstellraum. Schliff und malte aus. Am Ende erstrahlte das Bad und die untere Toilette im neuen Glanz! So teilten wir uns diese Aufgaben ein und konnten auch den einen und anderen Ausflug unternehmen. Die haben wir in einem eigenen Blogeintrag zusammengefasst. Hier der Link. Außerdem haben wir öfters für die Wohngemeinschaft gekocht.

Wie? Jetzt Wohngemeinschaft? Also WG Leben? Ja genau. Da der Eigentümer in Deutschland lebte, hatten wir regelmäßigen Kontakt und Austausch über Whats App. Dem Haus Besitzer war wichtig, dass immer eine Kontaktperson vor Ort im Haus war und so ergab es sich, das wir das Haus von jemanden übernommen hatten. Und auch wieder jemanden übergaben. Zwischenzeitlich entstand eine Wohngemeinschaft mit einem Fotograf und Tischlermeister sowie einem Sozialpädagogen, der mit einem Teenager in Einzelbetreuung durch Ungarn reiste. Also eine große Vertrauenssache! Wir freuten uns sehr, als sich der Hauseigentümer kurzfristig zu Besuch ankündigte und wir uns persönliche kennenlernten.

Guten Morgen Kaffee im Wohnzimmer, es ist noch ruhig... bis dann alle langsam den Tag beginnen. Unsere Kinder denken gerne an UgH in Nemesdéd, Ungarn zurück. Es war ein großes Abenteuer, dass mehr Spannung und Abwechslung als ein üblicher Urlaub mit sich brachte.